Beschäftigung / Ausbildung
Die in den Zirkusleitlinien als Ausgleich für fehlende selbst initiierte Beschäftigung und Bewegung vorausgesetzte „verhaltensgerechte Beschäftigung durch Ausbildung und Vorführung“ ist in Bezug auf das Freilandverhalten als nicht verhaltensgerecht zu bewerten. Stattdessen sind Verschleißerkrankungen, die vielen Zirkuselefanten fortdauernde erhebliche Schmerzen und Leiden zufügen, eindeutig der Ausbildung im Zirkus zuzuordnen (Kopfstand, vorderer Zweibeinstand, Hinterbeinstand usw.).
Eine Beschäftigung von Elefanten kann im Zirkusreisebetrieb somit weder durch Ausbildung bzw. Vorführung noch außerhalb der Manegenzeiten verhaltensgerecht erfolgen.
Die Folgen: Elefanten leiden im Zirkus fast immer an schweren physischen und psychischen Schäden, die oft sogar für Laien feststellbar sind.
Besonders Afrikanische Elefanten kommen mit den Haltungsbedingungen im Zirkus offenbar nicht gut zurecht. Auch ist die Lebenserwartung von Afrikanischen Elefanten im Zirkus meist geringer als im Freiland. Sie leiden häufig an Wachstumsrückständen und deformierten Hinterbeinen. So kann man in vielen Zirkussen, die beide Arten halten, fast immer beobachten, dass Asiatischen Elefanten deutlich größer sind, was nicht der Biologie bzw. den gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus dem Freiland entspricht. Als mögliche Ursachen hierfür sind zu frühe Entwöhnung von der Muttermilch, falsche Ernährung, zu wenig Sonnenlicht (insbesondere in den Wintermonaten), mangelnde Bewegung und falsche Bewegung (Dressur) zu nennen. Auffällig ist auch die starke „Borke“, also die Hornzubildungen der Elefantenhaut, weil die Tiere sich nicht genügend scheuern und baden können.
Beide Arten leiden zudem fast immer an schweren Verhaltensstörungen, wie dem so genannten „Weben“, bei dem die Tiere stereotyp mit dem Kopf hin und her schaukeln. Dieses sich stets wiederholende Verhalten, welches weder ein Ziel noch eine Funktion hat, entsteht oft durch Stress-Situationen, zu denen auch Langeweile gehört. Das „Weben“ der Elefanten ist dabei aber individuell verschieden und erlaubt keine qualitative Aussage über die Haltungsbedingungen. Sicher ist jedoch, dass das „Weben“ im Freiland nicht vorkommt.
Lesen Sie auch dazu den Artikel "Gedanken eines Biologen zur "artgerechten" Haltung", erschienen im Elefanten-Magazin - Ausgabe 20.