Vermittlung unkontrollierbarer Zooelefanten
»Direct contact« setzt in der Regel die Dominanz des Menschen über das Wildtier Elefant voraus.
Ein Elefant, gleich welchen Geschlechts, der sich gegen diese widernatürliche Zähmung auflehnt, wird generell als »bösartig« eingestuft. Dabei ist die oft plötzlich aufkommende Aggressivität eines Elefanten nichts anderes als das ganz normale Verhalten eines Wildtieres, das es nicht länger duldet, Kommandos ausführen zu müssen und bei Ungehorsam bestraft zu werden.
Was aber tun mit einem »bösartigen« Elefanten, der den Respekt vor dem Menschen verloren hat, Pfleger angreift und deshalb zur tödlichen Gefahr geworden ist?
Solange Zoos (und natürlich Zirkusse) gefährlich gewordene Elefanten mangels geeigneter Einrichtungen nicht halten können, kann die Lösung nur heißen: abgeben oder töten. Bis in die Gegenwart war die verwerflichste aller Methoden – das Töten – die häufigste Maßnahme. Die Liste solcher Hinrichtungen ist lang.
Einige solcher Elefanten konnte unser Verein (teils maßgeblich, teils unterstützend) in Zoos vermitteln, wo sie ohne direkten Pflegerkontakt gehalten werden konnten:
Cabarceno – die Rettung für "Zambi"
Von der Tötung bedroht war auch "Zambi".
Nach Culling-Aktionen im südlichen Afrika kam "Zambi" als ca. 2-jähriges Elefantenkalb 1983 über den Tierhandel in den Zoo Wuppertal. Bereits im Jugendalter von 8 Jahren wurde die intelligente und selbstbewusste Elefantenkuh zum Problem: sie attackierte und verletzte Pfleger. In den damals noch veralteten Anlagen des Zoos konnte das aggressive Elefantenweibchen nicht mehr gehalten werden.* Anfang April 1990 wurde "Zambi" in den Zoo Augsburg abgegeben. Zwar erwartete sie dort der erfahrene Elefantenpfleger Marcus Linder, doch die Haltung auf engstem Raum im Zoo Augsburg ist bis heute untragbar – Kettenhaltung, Bewegungstraining und strikter Gehorsam sind Pflicht. Vier Jahre lang kam Linder mit "Zambi" zurecht, vor ihm hatte sie noch Respekt, doch den übertrug die Elefantenkuh später nicht auf andere Menschen. Als sie den Pfleger Kay Dobenecker im Elefantenhaus allein erwischte und beinahe tötete, schien das Schicksal von "Zambi" besiegelt.
Marcus Linder reagierte und informierte die European Elephant Group. "Zambi" war 13 Jahre alt – ein ideales Alter für den Zuchtbeginn und damit bestens geeignet für den Bestand im Zoopark Cabarceno. Die Zustimmung für die Übernahme von "Zambi" erfolgte umgehend. Marcus Linder begleitete am 21. September 1994 "Zambi" auf ihrer langen Reise nach Spanien.
Für die Elefantenkuh begann ein neues Leben im »Elefantental« von Cabarceno – frei von der Dominanz durch den Menschen. Der Zuchtbulle "Chisco" und "Zambi" verstanden sich prächtig. Im Dezember 1996 brachte "Zambi" in Cabarceno ihr erstes Kalb zur Welt, im März 1999 ihr zweites, 2001 und 2004 wurde sie zum dritten- bzw. viertenmal Mutter. Aus der im direkten Kontakt zu Pflegern gefährlichen "Zambi" wurde eine überaus fürsorgliche Elefantenmutter.
Ein unerwartetes Happy-End für eines Todeskandidatin und ein überzeugendes Argument, die Elefantenhaltung in Menschenhand zu überdenken.
"Zambis" Schicksal wurde zum Symbol für die Bemühungen des Vereins
ELEFANTEN-SCHUTZ EUROPA e.V.
*Seit 1995 verfügt der Zoo Wuppertal über neue, moderne Elefantenanlagen.