Mitte Oktober 2013 konnte endlich der seit mehr als einem Jahr geplante Tausch der Elefantenkühe des Zooparks Erfurt und des französischen Safariparks Sigean durchgeführt werden: Die beiden Vollschwestern „Akili“ (12 Jahre) und „Chupa“ (10 Jahre), Töchter des in Sigean lebenden Zuchtbullen „N´Dume“, wurden nach Erfurt geholt, während die beiden aus dem Tuli-Import stammenden Erfurter Kühe „Csami“ und „Seronga“ nach Sigean zogen.
Ca. 6 Wochen später, Ende November 2013 kollabierte „Seronga“ in Sigean und starb sofort. Am 13.12.2013 folgte die nächste Schreckensmeldung: In Erfurt musste die junge „Akili“ eingeschläfert werden, nachdem die Pfleger sie morgens liegend aufgefunden hatten und alle Versuche, sie mithilfe der Feuerwehr wieder auf die Beine zu stellen, scheiterten. In beiden Fällen dauert die Ermittlung der genauen Todesumstände noch an.
Für die überlebenden Elefanten in beiden Zoos, die Pfleger und das Zuchtprogramm für Afrikanische Elefanten in Europa sind diese Ereignisse ein schlimmer Schlag.
Zur Vermeidung weiterer Todesfälle ist es extrem wichtig, dass die Todesursachen nicht nur dieser beiden Elefanten, sondern auch der anderen, in den letzten Jahren im EEP-Raum verstorbenen jüngeren Afrikaner vorbehaltlos analysiert und zur Diskussion gestellt werden. Dass der Safaripark Sigean den Tod von „Seronga“ über 3 Wochen lang geheim hielt, obwohl der Tiertausch von einem großen Medienaufgebot begleitet wurde, wirft kein gutes Licht auf den Park.
Einige Tierschutzorganisationen stellen den Austausch von Elefanten zwischen Zoos im Rahmen von Zuchtprogrammen nun grundsätzlich infrage. Elefanten-Schutz Europa dagegen sieht auch nach den Todesfällen solche Vorhaben als richtig an, denn das EEP für Afrikanische Elefanten wird von drei Hauptproblemen bedroht: Zu wenig erwachsene bzw. Zuchtbullen, auslaufendes Zeitfenster zur Erstzucht bei jungen Elefantenkühen und mangelnde Kooperation zwischen den meisten Haltern.
„Csami“ und „Seronga“ sind bzw. waren mit 17/18 Jahren längst grenzwertig alt für eine erste Trächtigkeit. In der alten Anlage kann keinesfalls ein Bulle gehalten werden, auf Eröffnung des neuen Elefantenparks in Erfurt und den Einzug eines Bullen zu warten, hätte höchstwahrscheinlich alle Zuchtaussichten zunichte gemacht. Insofern blieb zur Wahrung einer Restchance auf Mutterschaft ihre Abgabe in einen Zoo mit Bullenhaltung alternativlos. Zu kritisieren ist daran lediglich, dass diese Entscheidung nicht schon Jahre zuvor umgesetzt werden konnte.
Für die bereits geschlechtsreifen Schwestern aus Sigean stand zum Zuchtbeginn nur der eigene Vater zur Verfügung. Am sinnvollsten wäre ein Austausch dieses Bullen gewesen (der ohnehin grundsätzlich dem Austausch von Weibchen vorzuziehen ist). Das scheiterte daran, dass Sigean unter keinen Umständen bereit war, „N´Dume“ abzugeben (was kennzeichnend für die mangelnde Einsicht vieler Halter Afrikanischer Elefanten ist, trotz formaler EEP-Koordination). So blieb als Minimalkonsens nur, die vier fruchtbaren Weibchen zu tauschen. Es bleibt zu hoffen, dass sich wenigstens bei den beiden überlebenden Kühen „Csami“ und „Chupa“ Zuchterfolge einstellen.
Die Population Afrikanischer Elefanten in europäischen Zoos und Safariparks ist derzeit noch nicht überaltert. Um aber eventuell noch einen sich selbst erhaltenden Zoobestand aufbauen zu können, müssen dringend sämtliche fruchtbaren Tiere in eine geeignete Zuchtsituation überführt werden – die längst nicht für jeden Elefanten besteht. Die hierfür seit Jahren überfälligen Transfers dürfen nicht verhindert, sondern müssen nach sorgfältiger Vorbereitung schnellstmöglich in die Wege geleitet werden.
Hoffnung für den Aufbau von sich selbst erhaltenen Familiengruppen, was nicht nur für einen sich selbst erhaltenden Bestand, sondern auch aus Tierschutzgründen dringend erforderlich ist, besteht nur, wenn sich die in vielen Fällen nicht kooperierenden Halter Afrikanischer Elefanten der dramatischen Situation des gesamteuropäischen Bestandes noch rechtzeitig bewusst werden. Die Frage, ob Zusammenarbeit über die kurzfristigen Interessen des einzelnen Besitzers gestellt werden kann, wird darüber entscheiden, ob uns der Afrikanische Elefant langfristig als Zootier erhalten bleibt.