Nach Besichtigungstermin: Pläne für Karlsruhe wurden verändert

Am 11.02.2015 reisten Vertreter des Berliner Tierparks sowie Vertreter der EAZA-Expertenkommission einschl. des EEP-Koordinators für Asiatische Elefanten nach Karlsruhe, um sich ein Bild von der Karlsruher Elefantenhaltung zu verschaffen. Ungewöhnlich spät, erst nach fünf Tagen, erschienen Bekanntmachungen der Pressestelle der Stadt Karlsruhe über Ergebnisse dieses Lokaltermins. Obwohl diese Meldungen - wie alle vorherigen - die Karlsruher Elefantenhaltung ausgesprochen positiv darstellen, lässt sich zwischen den Zeilen herauslesen, dass Zoo und Stadt Karlsruhe von ihren bisherigen Plänen teils deutlich Abstand nehmen mussten. Dies zeigt sich bei Gegenüberstellung der veröffentlichten Planungen vor und nach dem Besichtigungstermin eindrucksvoll.

Vorbereitung auf die neuen Elefanten

Vorher: Zoo und Stadt Karlsruhe haben immer betont, bestens gerüstet zu sein für die Übernahme neuer Elefanten. Umbaubedarf wurde auch auf Nachfrage immer negiert. Es wurde beständig auf die große "Erfahrung bei der Integration neuer Elefanten" verwiesen.

Nachher: „Der Fachaustausch der Elefantenexperten ist für uns eine Bestätigung unserer guten Elefantenhaltung“, so Dr. Becker: „Über die in jüngerer Zeit bereits erfolgten Anpassungen der alten Anlage für eine Altersresidenz für Elefanten hinaus werden wir das Know-how unseres Elefanten-Pflegerteams weiterhin in die Optimierung der Elefantenhaltung stecken - auch über den Erfahrungsaustausch mit den Berliner Kollegen“, so zitiert die Presseinformation den kommissarischen Direktor Dr. Clemens Becker. Die besagten "erfolgten Anpassungen" sind erst in den letzten Wochen erfolgt. Sie beziehen sich nicht nur auf die nun stabil mit Zwischenpfosten ausgeführte Trennung der nur etwas über 1.000 m² kleinen Außenanlage und die mögliche Trennung des neuen Anbaus in mehrere Abteilungen mit Stahlseilen. Weiterhin wurde nun auch das Tor zwischen Anbau und Vorgehege elektrisch und von außen bedienbar  umgebaut. Dass nun begonnen wurde entsprechend nachzurüsten, deckt sich mit entsprechenden Forderungen von Elefanten-Schutz Europa seit der Umbauphase nach dem Brand 2010. Gerade die Schaffung solcher Einrichtungen, welche die Betreuung unzuverlässiger Elefanten ohne Direkten Pflegerkontakt ermöglichen, wurde von Karlsruher Seite auf Nachfrage immer als für das alte Haus nicht notwendig abgelehnt.

Trotz der immer wiederholten "großen Erfahrung" bei der Integration wurden der Presse zufolge weitere Treffen der Berliner und Karlsruher Elefantenpfleger vereinbart, welche von Karlsruhe während der vormaligen Planungsstände nie als notwendig avisiert wurden. Doch seinerzeit hatte der Zoo sich auch nur um die Übernahme zweier braver Kühe bemüht. Die neuen Pläne fordern dagegen offenbar Weiterbildungen der Karlsruher Pfleger, was wohl auch dadurch bedingt ist, dass nun ein Tier aufzunehmen ist, welches den Karlsruher Verhältnissen nicht ohne weiteres angepasst werden kann.

Elefanten für Karlsruhe

Vorher: 2 Kühe - "Astra" und "Louise". Betont wurde stets explizit, dass die Pfleger sich bereits in Berlin mit den Charakteren der dortigen Elefanten vertraut gemacht und als geeignete Neu-Karlsruherinnen "Louise" und "Astra" identifiziert haben.

Nachher: 3 Kühe - "Astra", "Louise" und "Frosja"

Nur auf den ersten Blick macht Karlsruhe durch den Erhalt von mehr Elefanten einen besseren Schnitt. Fakt ist, dass Karlsruhe bereits zu Beginn der Verhandlungen gebeten wurde, die mit "Louise" befreundete "Frosja" zu übernehmen, dies jedoch bisher immer ablehnte. Der Grund: "Frosja" hat in Berlin bereits Pfleger verletzt und die Verantwortlichen in Karlsruhe befürchteten negative Schlagzeilen, falls dieses Tier auch in Karlsruhe Probleme im Direkten Kontakt verursachen sollte. Karlsruhe lehnte bauliche Veränderungen für eine Haltung ohne Direkten Pflegerkontakt bisher ab.

Es ist davon auszugehen, dass die Abgabe von Elefanten aus Berlin entgegen der Karlsruher Vorstellungen an eine Übernahme von "Frosja" gekoppelt wurde. Da die enge Freundschaft von "Louise" und "Frosja" seit fast zwei Jahrzehnten besteht, plädiert Elefanten-Schutz Europa seit Bekanntwerden der Transferpläne dafür, diese beiden Weibchen nur gemeinsam umzusiedeln.

Zeitpunkt der Übernahme

Vorher: Ankunft der Berliner Elefanten wurde aus Karlsruhe mit "Anfang 2015" annonciert, unabhängig von den Entwicklungen im derzeitigen Karlsruher Elefantenbestand.

Nachher: Kein konkreter Zeitplan mehr, Ankunft der Elefanten frühestens, nachdem eine der beiden greisen Karlsruher Kühe verstorben ist. Offenbar wird von den Entscheidungsträgern eine vorherige Übernahme weiterer Elefanten doch als Gefährdung für das Wohl der beiden ältesten Karlsruher Kühe gewertet. Die in der Karlsruher Presse verbreitete Version, dass sich der Umbau des Berliner Elefantenhauses (unerwartet) verzögert und deshalb die Abgabe der dortigen Elefanten nicht mehr ganz so drängend sei, ist unrichtig - konkrete Zeitplanungen für diesen Umbau bzw. Zwänge zur Abgabe der Elefanten gab es in Berlin noch gar nicht.

Möglicherweise ist für diese Entwicklungen auch die Tatsache, dass das Karlsruher Elefantengehege  mit ca. 1.100 m² nur etwa halb so groß ist wie die Mindestvorgaben des Säugetiergutachtens es fordern zum Teil mitentscheidend. Eine Stellungnahme des Veterinäramtes zu einer entsprechenden Anfrage unseres Vereins steht noch aus.

Interessant ist, dass lt. Presse der Karlsruher Zoo diese Zeit "gut nutzen kann insbesondere für die Pflege der hochbetagten Rani", was zwangsläufig die Frage aufwirft, weshalb dieser Bedarf in den vorigen Zeitplanungen nicht als oberste Priorität eingeplant worden ist. Auch dieser Aspekt der zeitlichen Abfolge ist von Anfang an eine wesentliche Forderung von Elefanten-Schutz Europa gewesen, wurde von Karlsruher Seite bisher nicht zur Kenntnis genommen und erst nach Einbeziehung externer Fachleute entschieden.

Diese neuen Entwicklungen könnten sehr wahrscheinlich dazu führen, dass zum Zoojubiläum im Sommer 2015 nicht mehr Elefanten in der Fächerstadt gehalten werden als zu Jahresbeginn. Abgesehen von ihrem Alter erscheinen die beiden beliebten Elefanten-Seniorinnen derzeit gesundheitlich stabil. Besorgniserregend klingen dagegen eher die in der Presse immer wieder zu lesenden Bemerkungen, dass "Ranis Tod jederzeit zu erwarten" sei. Es ist jedoch zu hoffen, dass auch beim Karlsruher Zoo-Management das Interesse am Wohlergehen der "Stamm-Seniorinnen" in der postulierten "Alters-WG" höher gewertet wird als das Verlangen nach neuen Elefanten und den beiden Tieren die bestmögliche altersgerechte Pflege ohne eine Belastung durch fremde Artgenossen zuteil wird.

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