Nachdem einige deutsche Zoos in den letzten Jahren immer wieder dadurch auffielen, entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse und der EEP-Richtlinien Elefantenkühe einzeln abzugeben und dadurch Mutter-Tochter-Paare bzw. eng befreundete Kühe trennten, wurden in den letzten Monaten mehrere Transfers unter Beteiligung deutscher Zoos vorgenommen, die den sozialen Bedürfnissen von weiblichen Elefanten Rechnung tragen.
Den Anfang machte Ende August die 40-jährige Asiatische Elefantenkuh „Thura“, die gemeinsam mit ihrer 5-jährigen Tochter „Rani“ vom Tierpark Hagenbeck in den Zoo Leipzig umzog. „Thura“ war in Hagenbecks Elefantenherde sozial nicht integriert und wurde seit Jahren von den meisten anderen Elefanten fern gehalten. Ziel des Transfers war es, „Thura“ in Leipzig wieder mit ihrer alten Freundin „Saida“ zusammen zu führen, die mit den anderen Elefantenkühen in Leipzig unverträglich ist und dort nur mit dem Bullen vergesellschaftet werden konnte. Beide Tiere hatten viele Jahre zusammen gelebt, zuerst in einem spanischen Zoo und bis zum Jahr 2005 bei Hagenbeck. Erfreulicher Weise verlief der Transport problemlos. „Thura“ und „Saida“ erkannten einander sofort wieder und alle drei Elefanten konnten schon kurz nach der Ankunft gemeinsam auf die Außenanlage gelassen werden. Durch die Entscheidung zur Abgabe gemeinsam mit ihrer Tochter ermöglicht der Tierpark Hagenbeck „Thura“ und „Saida“ nun ein stressfreies Leben in Gesellschaft der besten Freundin und erspart der kleinen „Rani“ die traumatische Trennung von ihrer Mutter.
Gleich fünf weibliche Elefanten zogen einige Wochen später aus dem Zoo Hannover in den belgischen Park „Pairi Daiza“ (Brugelette) gemeinsam um: Matriarchin „Khaing Hin Hin“ (32 Jahre) mit ihren Töchtern „Farina“ (11 Jahre), „Soraya“ (4 Jahre) und „Malay“ (2 Jahre) sowie Enkeltocher „Amithi“ (2 Jahre). Für diesen Familienclan soll in Pairi Daiza eine neue Anlage errichtet werden; Vergesellschaftungen mit den anderen Elefanten des Parks sind vernünftiger Weise nicht geplant. Die Entscheidung, die ganze Familie zusammen abzugeben, hat gleich mehrere Vorteile: Die sozialen Bindungen innerhalb der Familie von „Khaing Hnin Hnin“ bleiben erhalten, der Zoo Pairi Daiza hat nun eine wunderschöne, harmonische Familiengruppe, die in den nächsten Jahren sicher für weiteren Elefantennachwuchs sorgen wird, und im Zoo Hannover ist nun Platz, um die miteinander befreundeten Elefantenkühe „Manari“ und „Sayang“ sowie deren Nachwuchs zu behalten. Besorgnis erregend ist aber, dass die fünf Mitglieder der „Khaing Hnin Hnin“-Familie derzeit in Pairi Daiza im Direkten Kontakt gehalten werden. Eine Umstellung auf Geschützten Kontakt soll beabsichtigt sein, aber im Moment bedeutet das für die Elefantenpfleger ein massives Unfallrisiko, da gleich fünf (!) neue Elefanten unter Kontrolle gehalten werden müssen. In der Vergangenheit haben Vereinsmitglieder mehrfach beobachten müssen, dass die Elefantenpfleger in Pairi Daiza mit grobem Einsatz des Elefantenhakens nicht zimperlich sind.
Mitte November kündigte der niederländische Zoo Beekse Bergen den nächten Transfer einer ganzen Elefantenfamilie aus einem deutschen Zoo an: Afrikanerkuh „Punda“ (22 Jahre) wird im Frühjahr 2015 gemeinsam mit ihren Töchtern „Bongi“ (9 Jahre) und Pina“ (1 Jahr) sowie Sohn „Shawu“ (3 Jahre) aus dem Zoo Wuppertal nach Beekse Bergen umziehen. In Beekse Bergen wird gerade ein neuer Freilaufstall mit Sandboden als Erweiterung zu der bestehenden Anlage errichtet. „Punda“ und ihre Kinder müssen in Wuppertal aufgrund von Unverträglichkeiten mit unverwandten Elefantenkühen schon seit längerem getrennt gehalten werden. Es ist sehr erfreulich, dass sich auch der Zoo Wuppertal entschlossen hat, im Interesse der Elefanten die ganze Familie gemeinsam abzugeben und den Tieren einerseits traumatische Trennungen zu ersparen und andererseits in Wuppertal mit den Kühen „Sabi“, „Sweni“ und deren Nachwuchs eine harmonische Herde zu behalten. „Punda“ und ihre Kinder werden in Beekse Bergen auch in eine Haltung kommen, die bereits Geschützten Kontakt praktiziert, so dass auch auf der Ebene des Managements für die Tiere eine deutliche Verbesserung eintreten wird.