Am 13.06.2015 brach die Elefantenkuh „Baby“/“Benjamin“ aus dem Zirkus Luna in Buchen (Baden-Württemberg) aus ihrem Gehege aus und tötete einen unbeteiligten Mann. Nur wenige Tage später versuchte im niederländischen Wilnis eine Elefantenkuh des deutschen Zirkus Renz-International, aus ihrem Gehege auszusteigen. Das Tier konnte von einem Zirkusarbeiter nur mit heftigen Stockschlägen gegen den Kopf davon abgehalten werden. Der Vorfall ist unter den folgenden Links im Video zu sehen:
https://www.facebook.com/danny.versluis.7/videos/960217907363659/?pnref=story
http://www.telegraaf.nl/binnenland/24183003/__Olifant_Zirkus_Renz_mishandeld__.html
Die Bilder zeigen deutlich, dass die Absperrungen aus Stromdraht bzw. Elektroband, die fast jeder Zirkus verwendet, um Außengehege für Elefanten zu schaffen, in keiner Weise ausbruchssicher sind. Es überrascht nicht, dass der Vorfall in Wilnis bereits der 7. dokumentierte Ausbruch bzw. Ausbruchsversuch eines Zirkuselefanten in Europa im Jahr 2015 ist. Die Dunkelziffer liegt mit Sicherheit höher.
Insofern ist schlicht falsch, was das „Aktionsbündnis Tiere gehören zum Zirkus“ in einer Pressemitteilung als Reaktion auf den tödlichen Unfall mit Zirkuselefant „Baby“ behauptet. Dieses Bündnis unkritischer Zirkusfreunde und -betreiber verbreitet, von Elefanten, die sich in ihrem Gehege oder unter der Aufsicht ihrer Betreuer befänden, gehe keine Gefahr aus. Das ist schon deshalb nicht richtig, weil „Baby“ selbst vor dem tödlichen Angriff drei Menschen schwer verletzt hat, während sie unter Aufsicht ihres Tierlehrers stand - und nicht etwa bei einem ihrer zahlreichen früheren Ausbrüche. Zum anderen muss angesichts des Fehlens stabiler Zäune jederzeit damit gerechnet werden, dass sich ein Zirkuselefant selbstständig macht. Ein drittes Argument wiegt am schwersten: Elefantenpfleger und -trainer sind selbst am meisten gefährdet, durch einen Zoo- oder Zirkuselefanten verletzt oder getötet zu werden. Das hohe Unfallrisiko bei der Arbeit mit Elefanten ist auch der Grund, warum immer mehr fortschrittliche Zoos auf die Haltung im sicheren Geschützten Kontakt umsteigen und es ihrem Personal verbieten, zu den Elefanten ins Gehege zu gehen.
Hinzu kommt, dass viele „Elefantenpfleger“ im Zirkus diese Bezeichnung nicht verdienen. Zumeist handelt es sich dabei um Billigarbeiter aus Nordafrika oder Osteuropa ohne jede Qualifikation zur Arbeit mit Tieren, geschweige denn Elefanten. Die Sprecherin des Zirkus Renz-International gab im Presseinterview dann auch unumwunden zu, dass ihr Mitarbeiter, der zum Zeitpunkt des Ausbruchsversuchs zur Beaufsichtigung der Elefanten abgestellt war, erst seit zwei Wochen (!!) für den Zirkus arbeitete. Dass ein „Elefantenpfleger“ ohne Ausbildung und Erfahrung mit Elefanten allgemein sowie insbesondere ohne Kenntnis der einzelnen Elefanten nicht einmal in der Lage ist, für seine eigene Sicherheit zu sorgen, liegt auf der Hand.
Es bleibt zu nur hoffen, dass die Politik endlich tätig wird, um die Gefahr durch Elefanten im Zirkus und das Leid der Tiere zu beenden und die Haltung von Elefanten im Zirkus verbietet.