Zwei Meilensteine für eine Zukunft der Elefantenhaltung ohne Tierquälerei
Am 11. August 2015 verkündete der Schweizer National-Zirkus Knie die Entscheidung, ab 2016 auf Elefanten im reisenden Zirkusbetrieb zu verzichten. Nach Presseberichten soll diese Entscheidung nicht auf Druck von Tierschützern beruhen. Grund sei vielmehr, dass durch den krankheits- bzw. altersbedingten Tod der Elefantenkühe „Sumatra“ (ca. 53 Jahre), „Siri“ (ca. 52 Jahre) und „Patma“ (ca. 54 Jahre) innerhalb weniger Wochen im Juni und Juli 2015 die dauerhaft stationär gehaltene Elefantenherde in Knies Kinderzoo in Rapperswil (nahe Zürich) zu klein geworden ist. Nach Pressemeldungen will sich die Familie Knie zukünftig auf die Elefantenzucht und den Aufbau einer Elefantenfamilie im stationären Kinderzoo konzentrieren. Der Kinderzoo Rapperwil, der ebenfalls von der National-Zirkus AG betrieben wird, hatte erst 2015 eine moderne, ca. 6.000 m² große Elefantenanlage mit Stallungen für einen Zuchtbullen und Elefantenkühe eröffnet.
Das Ende der Elefantenhaltung im reisenden Zirkus Knie war tatsächlich seit längerem absehbar, denn die Anzahl der Elefanten, die mit dem Zirkus Knie auf Tournee gehen, sinkt seit Jahren. Nachdem im Sommer 2010 Elefantenkuh „Sabu“ nach mehreren Ausbrüchen aus Sicherheitsgründen in den Kinderzoo verbracht worden war und im Juni 2015 mit „MaPalaj“ ein weiteres Tier dauerhaft in den Kinderzoo zurück geholt wurde, blieben im Reisebetrieb nur noch die beiden älteren Kühe „Ceylon“ (45 Jahre“) und „Dehli“ (48 Jahre). Altersbedingt war das Ende der Zirkuskarriere auch dieser Tiere nah, durch einen weiteren Todesfall hätte es hier zur Einzelhaltung kommn können.
Unabhängig von den dahinter stehenden Beweggründen ist die Entscheidung der Familie Knie, „Ceylon“ und „Dehli“ schon ab 2016 ein ruhiges Leben in der großen, modernen Elefantenanlage im Kinderzoo zu gönnen und damit den beiden alten Damen künftig den Reisestress und das Leben in spartanisch ausgestatteten, kleinen Strompaddocks zu ersparen, sehr zu begrüßen und für Europa richtungsweisend.
Damit folgt der Schweizer NationalZirkus einem Trend, den vor einigen Monaten der US-amerikanische Zirkus Ringling Brothers and Barnum & Bailys, der mit derzeit 43 asiatischen Elefanten allen Alters und beider Geschlechter der größte Elefantenhalter in der westlichen Welt ist, begonnen hatte. Denn im März 2015 verkündete der Zirkus Ringling, ab 2018 auf Elefantennummern in seinen drei ständig auf Tournee befindlichen Zirkusunternehmen („Red Unit“ mit fünf Tieren, „Blue Unit“ mit acht Tieren und „Gold Unit“ mit zwei Tieren) zu verzichten und alle 15 derzeit reisenden Elefanten bis zu diesem Datum in die dem Unternehmen gehörende Zucht- und Altenstation in Florida bei Polk City zurück zu holen. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass die Mehrheit der Zirkusbesucher aufgrund eines veränderten Verständnisses für Tiere keine Elefantennummern mehr sehen wollten und dass die ständigen Proteste durch Tierschützer sowie die inzwischen in vielen Städten ergangenen Verbote von Zirkussen mit Wildtieren das Reisen mit Elefanten zu schwierig gemacht hätten.
Ein weiterer Beweggrund für diese Entscheidung dürften die inzwischen seit zwei Jahrzehnten andauernden, nach wie vor ungelösten Probleme mit Tuberkulose in der Ringling-Herde sein, denn immer wieder testen Ringling-Elefanten positiv auf diese auf Menschen übertragbare Krankheit, und zwar auch solche aus den drei reisenden Gruppen.
Für die Ringling-Elefanten ist das ein riesiger Erfolg, der gerade deshalb nicht selbstverständlich ist, da der Zirkus in seiner Elefantenstation in Polk City Elefanten züchtet. Allerdings überwiegen die Verluste bei Ringling insgesamt die Nachzuchterfolge. Trotzdem könnte der Zirkus Ringling den Reisebetrieb mit Elefanten auch nach dem altersbedingten Tod der letzten Wildfänge jedenfalls noch eine Weile fortzusetzen, obwohl die damit verbundene, sehr frühe gewaltsame Trennung der Elefantenkälber von ihrer Mutter und das brutale Abrichten für die Zirkusnummern Tierquälerei darstellen. Ob das Unternehmen langfristig tatsächlich beabsichtigt, Elefanten in der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Anlage in Florida weiter zu züchten und die zukünftig „arbeitslose“ Ringling-Herde auf Dauer zu behalten, wird sich zeigen.
Im übrigen wird auch in der stationären Einrichtung in Polk City der citrcustypische Direkte Kontakt mit den dort gehaltenen Elefantenkühen und Jungtieren praktiziert. Zudem sind die dortigen Haltungseinrichtungen teils unzureichend. Es wäre aus Tierschutzgründen dringend erforderlich, möglichst viele Tiere in den beiden „elephant sanctuaries“ in Hohenwald, Tennessee (TES) und San Andreas, Kalifornien (PAWS), sowie in fortschrittlichen Zoos unter zu bringen.