Problem: Objektive Presseberichterstattung über Zirkusse?!

Dass Elefanten in einem reisenden Zirkusunternehmen weder art- bzw. verhaltensgerecht noch sicher gehalten werden können, bewies einmal mehr der tödliche Angriff der einzeln gehaltenen Elefantenkuh des Zirkus Luna auf einen unbeteiligten Spaziergänger. Dies dringt auch zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit vor. Eine wichtige Rolle kommt dabei den Medien mit ihrem Bildungsauftrag zu.

Allerdings nutzen Medienvertreter ihre Chance, durch objektive Recherche und Berichterstattung "hinter die Kulissen" des Showgeschäfts mit reisenden Tieren zu schauen, bisher viel zu selten. Immer noch erhält die Lobby der Zirkusfreunde und - betreiber Gelegenheit, Halb- und Unwahrheiten über Presse und TV zu verbreiten, ohne dass eklatante Widersprüche hinterfragt werden. Elefanten-Schutz Europa setzt sich deshalb für eine objektive Berichterstattung über die Umstände ein, unter denen Elefanten im Zirkus gehalten, transportiert und vorgeführt werden. Hierfür drei Beispiele:

Beispiel 1

Am 05.06.2015 wurde im Online-Portal "Mittelhessen" ein Artikel veröffentlicht, in dem der Sprecher von Zirkus Krone anlässlich des Gastspiels in Marburg seine Zunft als die wahren Tierschützer ausgeben kann. Unwahrheiten wie das Ammenmärchen von Arterhaltung im Zirkus, der Herkunft der Krone-Elefanten und zu den Haltungsbedingungen wurden unhinterfragt abgedruckt.

Unser Verein dokumentiert die Haltungsumstände bei Zirkus Krone seit Jahren. Vereinsmitglieder waren auch in Marburg vor Ort und verschafften sich einen Endruck von der dortigen Situation. Elefanten-Schutz Europa schickte anschließend zur Richtigstellung einen Leserbrief an die Redaktion von Mittelhessen.

Beispiel 2

Auch öffentlich-rechtliche Sendeanstalten gehen Zirkuslobbyisten wiederholt "auf den Leim". Im Jahr 2008 dokumentierte der Journalist Volker Arzt gemeinsam mit dem Zirkusnahen Wissenschaftler Dr. Immanuel Birmelin u.a. die Elefantenhaltung im Zirkus. Dr. Birmelin stellt Haltungsumstände und Kunststücke der Tierriesen als natürliches Verhalten dar. Dies gelingt ihm nur, weil der begleitende Journalist keine hinreichenden Informationen über das tatsächliche natürliche Verhalten von Elefanten eingeholt hatte, womit der Zirkus-Verhaltensforscher seine allein in Menschenhand getroffenen Feststellungen als "natürlich" darstellen kann. Derselbe Wissenschaftler hat übrigens der Elefantin "Baby"/"Benjamin" des Zirkus Luna trotz aller Warnhinweise bescheinigt, harmlos und mit ihren menschlichen Betreuern gut sozialisiert zu sein. Am 13.06.2015 tötete das Tier einen Menschen.

Der Bericht aus der Reihe "Manege frei" wurde in den letzten Jahren von mehreren Sendern ausgestrahlt, darunter ARTE und zuletzt im Mai 2015 vom WDR. Elefanten-Schutz Europa wandte sich daraufhin mit wissenschaftlichen Fakten in einem Leserbrief an den WDR-Intendanten Tom Buhrow, verbunden mit der Bitte, diesen fachlich nicht haltbaren Beitrag fortan nicht mehr auszustrahlen.

Beispiel 3

Zum Problem für Zirkustiere und die Wahrnehmung der Öffentlichkeit werden auch Fälle, in denen Behördenvertreter entgegen aller Erkenntnisse Zirkussen weiter bescheinigen, Elefanten angemessen zu halten und auszubilden, obwohl sie selbst kein Fachwissen über Rüsseltiere besitzen. Davon sind auch manche Amtsveterinäre nicht ausgenommen, denn die wenigsten davon sind auf Wildtiere spezialisiert.

Unrühmlich machte im Januar 2015 einmal mehr der Amtsleiter des Veterinäramtes Friedberg (Wetteraukreis, Hessen) von sich reden. In einem Leserbrief an die Wetterauer Zeitung äußerte er sich zu einem der seltenen Zirkuskritischen Zeitungsartikel. Darin legte er dar, wie gut es Zirkustieren und auch Elefanten im Zirkus gehe und dass dies sichergestellt werde, weil Amtstierärzte wie er sich davon regelmäßig selbst überzeugten. Die Argumente der Wildtierhaltungsgegner wurde als Stimmungsmache ohne jegliche fundierte Argumentation abgetan. Der Zirkus Universal-Renz hat sein Winterquartier samt Elefanten in Friedberg, und auch ein weiterer Renz-Abkömmling hatte eine Elefantin zeitweise dort eingestellt. Diesen Elefanten haben die Kontrollen des Veterinäramtes Friedberg nicht geholfen. Innerhalb kurzer Zeit verstarben drei Asiatenkühe. Zwei Afrikanerinnen standen anderthalb dort Jahre beschäftigungslos unter primitiven Bedingungen, weil sie zu aggressiv für Zirkusvorführungen geworden waren.

Elefanten-Schutz Europa beantwortete den Leserbrief des Amtstierarztes mit einem eigenen Leserbrief an die Wetterauer Zeitung.

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