Am Morgen des 9. September 2014 starb Dr. James Laurita (56), Tierarzt, Gründer der Organisation „Hope Elephants“ und Elefantenpfleger, an Verletzungen, die ihm die ca. 45-jährige Asiatische Elefantenkuh „Rosie“ zufügte.
James Laurita reiste von 1977 bis 1983 mit dem nordamerikanischen Zirkus Carson & Barnes und arbeitete dort u.a. als Elefantenpfleger, bevor er Veterinärmedizin studierte und sich als Tierarzt selbstständig machte. 2011 gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Tom Laurita die Organisation „Hope Elephants“ mit dem Ziel, für die an Arthrose erkrankte Zirkuselefantin „Rosie“, die er aus seiner Zeit beim Zirkus kannte, auf seinem Grundstück im Ort Hope (Maine/USA) eine Unterkunft zu bauen und ihr dort die beste tiermedizinische Behandlung zukommen zu lassen. Tierschützer kritisierten das Vorhaben von Anfang mit den Argumenten, dass das Klima in Maine für Elefanten nicht geeignet, Einzelhaltung nicht artgerecht und „Rosie“ in einer der beiden etablierten US-amerikanischen Auffangstationen für Elefanten in Hohenwald, Tennessee (The Elephant Sanctuary) und San Andreas, Kalifornien (PAWS) viel besser aufgehoben sei. Außerdem wurde auch das Haltungssystem „Direkter Pflegerkontakt“ bemängelt. Laurita setzte sein Vorhaben jedoch durch und baute einen an sein Wohnhaus angrenzenden Elefantenstall sowie ein ca. 4000 m² großes Außengehege. Im Oktober 2012 erhielt er aus der stationären Elefantenstation des Zirkus Carson & Barnes in Hugo/Oklahoma nicht nur „Rosie“, sondern für diese zur Gesellschaft auch die heute ca. 42-jährige „Opal“. Zahlreiche Bilder der Elefanten und der Anlage finden sich hier: http://www.buzzfeed.com/chelseamarshall/meet-the-two-elephants-who-are-changing-the-future-of-elepha#4jdpj0j
Beide Elefanten wurden von James Laurita und seiner Familie wie im Zirkus üblich unter Verleugnung der Gefahren im Direkten Kontakt betreut. Am 9. September 2014 wurde James Laurita von seiner Ehefrau tot im Elefantengehege aufgefunden. Die Obduktion bestätigte, dass er an Verletzungen im Brustbereich, hervorgerufen durch Gewaltanwendung, starb. Tom Laurita geht in seiner Stellungnahme davon aus, dass sein Bruder im Elefantengehege aus unbekannter Ursache stürzte und von „Rosie“ bei deren Versuch, ihm zu helfen und ihn mit ihren Füßen und Rüssel auf die Beine zu stellen, versehentlich verletzt wurde. Solche absurden Erklärungsmuster nach dem Motto, das Tier „wollte nur helfen“ oder „wollte nur spielen“ sind nach tödlichen Attacken durch Elefanten oder Raubtiere gerade im Zirkusmilieu üblich, entbehren aber jeglicher Grundlage. In den allermeisten Fällen, in denen Menschen in Zoo oder Zirkus durch Elefanten zu Schaden kommen und deren Hergang durch Augenzeugen und zum Teil sogar durch Bildmaterial dokumentiert ist, gibt es keinerlei Zweifel daran, dass es sich um eine absichtliche Attacke handelte. Elefanten sind sehr gut in der Lage, ihre Kräfte beim Umgang mit Jungtieren und anderen Lebewesen inklusive ihrer menschlichen Betreuer genau zu dosieren.
Ab September 2014 müssen aufgrund der unkalkulierbaren Risiken im direkten Umgang mit Elefanten dann alle Zoos, die bei der nordamerikanischen Zooorganisation AZA akkreditiert sind, im Grundsatz den sicheren Geschützten Kontakt anwenden. Damit werden schwere Unfälle zuverlässig verhindert, aber es steht zu befürchten, dass diejenigen Zoos in den USA und Kanada, die bisher aus ideologischen Gründen am direkten Kontakt mit Dominanztraining nach Zirkusart festhalten, für sich Ausnahmeregelungen in Anspruch nehmen werden.
„Rosie“ und „Opal“ werden nach dem Tod von James Laurita nun zu der stationären Elefantenstation „Endangered Ark Foundation“ des Zirkus Carson & Barnes in Oklahoma zurückkehren. Da beide Tiere nur an James Laurita ausgeliehen waren und weiter im Eigentum des Zirkus stehen, ist ein Transfer in einen Zoo mit einer modernen Elefantenanlage oder gar eines der beiden spezialisierten „Elephant Sanctuaries“ leider ausgeschlossen.