Elefantenkälber „auf Entdeckungstour“ im Zoo Wuppertal?!

http://www.zoo-wuppertal.net/4-tiere/s-ruesseltiere-elefanten-afrikanischerelefant-2014entdeckungstour.htm

Auf den Bildern dieser privaten Webseite, zu denen der obige Link führt, ist zu sehen, wie drei Elefantenpfleger des Zoo Wuppertal einen der beiden jetzt dreijährigen Elefantenbullen (entweder „Shawu“ oder „Uli“, beide geb.  im Januar 2011) während der Öffnungszeiten des Zoos in Anwesenheit von Besuchern außerhalb der Elefantenanlage alleine – d.h. ohne Begleitung durch die Mutter oder einen anderen Elefanten – umher führen.

Die EEG hat hierzu bei der Direktion des Wuppertaler Zoos nachgefragt und um die Sichtweise der Verantwortlichen gebeten. In einer nur sehr allgemeinen und wenige Zeilen umfassenden Antwort des Zoodirektors wurde auf unsere umfangreichen Erläuterungen und Hintergrundinformationen zu der Problematik solcher Aktionen für Mensch und Tier leider überhaupt nicht eingegangen - immerhin gab es die Aussage, die vorgebrachten Argumente bei den Überlegungen für die zukünftige  Gestaltung der Elefantenhaltung mit einzubeziehen.

Was von Befürwortern als „Entdeckungstour“, „ungewöhnliche Wege“ und „Spaziergang“ mit schönen Worten vermarktet wird, ist in Wirklichkeit ein Armutszeugnis für einen wissenschaftlich geleiteten Zoologischen Garten im 21. Jahrhundert und die Rückkehr zu überholten und nicht tiergerechten Dressurmethoden aus der Zirkustradition. Solche „Spaziergänge“ sind für ein Elefantenkalb keine nette Freizeitbeschäftigung und somit auch keine wünschenswerte Verhaltensbereicherung im Zooalltag. Aufgrund der damit verbundenen Trennung von der Familie sind  die Tiere hochgradig stressbelastet, und zwar nicht nur  das Elefantenkalb selbst, sondern auch die im Gehege zurückbleibende Familie. Sowohl dem Jungtier als auch dessen Familie wird beigebracht, die normalerweise für so junge Elefanten unnatürlichen Trennungen hinzunehmen, was letztlich Teil des Kontrollmechanismus im Direkten Kontakt ist. Deshalb sind, derartige „Ausflüge“ auch nur mit Dominanzverhalten bzw. Androhung von Gewalt seitens der Pfleger durchsetzbar – dass die Pfleger auch hier den Elefantenhaken griffbereit haben, ist auf den Bildern gut zu erkennen. Natürliches Sozialverhalten in Familiengruppen, wie es eigentlich Ziel eines jeden wissenschaftlich geleiteten Zoos sein sollte, wird hier einmal mehr der Kontrolle durch den Menschen untergeordnet. Irgendeinen anderen Sinn haben diese letztendlich tierquälerischen  Aktionen nicht, die dazu mit einem immensen Sicherheitsrisiko für die Elefantenpfleger und die Zoobesucher verbunden sind: Panische und somit höchst gefährliche Reaktionen sind in einer solchen Ausnahmesituation, wie sie die Trennung von der Familie und das Verlassen der gewohnten Umgebung darstellen, viel wahrscheinlicher als im „Alltag“.

Hinzu kommt, dass die beiden jungen Elefantenbullen mit 3 Jahren längst das Alter erreicht haben, in dem besonders männliche Elefanten oft anfangen, sich gegen die Dominanz der Pfleger zu wehren und gegen Menschen aggressiv werden, so dass die Übernahme in den Geschützten Kontakt für die Wuppertaler Jungbullen ohnehin abzusehen ist. Anschließend ist dann für die restlichen 40 – 50 Lebensjahre Schluss mit der Verhaltensbereicherung durch „Spaziergänge“. Der letzte deutsche Zoo, dessen Pfleger sich mit Bildern von „Zwangsspaziergängen“ eines Elefantenkalbs ohne Mutter brüstete, war der Zoo Dresden, bis  der damals vierjährige „Thabo-Umasai“ im April 2010 eine Pflegerin schwer verletzte und damit solchen Aktionen ein Ende setze. Im Tierpark Hagenbeck hat man sich nach Einsetzen des Zuchtgeschehens übrigens entschieden, das zuvor bei Besuchern beliebte Elefantenreiten durch den Park zu beenden: Den Verantwortlichen war bewusst, dass die zunehmenden sozialen Bindungen durch Jungtiere bei allen Mitgliedern der Elefantenfamilie im Fall von Abtrennungen zu unvorhersehbaren Reaktionen führen können.

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